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Biologie in Deutsch – Arabisch – Englisch

Sprachsensibler Biologieunterricht

Nach Deutschland zugewanderte Kinder und Jugendliche werden in Sprachlernklassen mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Die Sprachförderung dauert maximal ein Jahr. Danach wechseln die Schülerinnen und Schüler in die Regelklassen und nehmen dort am Fachunterricht teil – oft eine große Herausforderung für Lernende und Lehrende. Ein Interview mit Dr. Florian Fiebelkorn und Abdallah Saffawi, den Herausgebern von „Fachwortschatz Biologie in Deutsch – Arabisch – Englisch“.

Cover Fachwortschatz
Mit dem Fachwortschatz können Schülerinnen und Schüler, die die deutsche Sprache (noch) nicht so gut sprechen und verstehen, besser am Fachunterricht teilnehmen. Cover: Friedrich Verlag
  • Methode & Didaktik
  • Schuljahr 5-13
Thema Methoden & Konzepte Autor/in Stefanie Krawczyk Veröffentlicht 05.03.2020

Unterricht Biologie (UB): Bei uns im Haus ist der „Fachwortschatz Biologie“ in Deutsch, Arabisch und Englisch erschienen – Ihre erste gemeinsame Veröffentlichung. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden?

Fiebelkorn: Im Oktober 2016 bin ich durch eine E-Mail auf Herrn Saffawi aufmerksam geworden, die bei uns im Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Osnabrück die Runde machte. Es wurde in der E-Mail angefragt, ob jemand Herrn Saffawi einen Praktikumsplatz anbieten könnte. Aufgrund Herrn Saffawis Qualifikationen als Biologe und Biologielehrer erschien uns ein Praktikum bei uns in der Abteilung für Biologiedidaktik sehr sinnvoll. Wir haben Herrn Saffawi zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, in dem er uns dann auch voll und ganz von sich überzeugen konnte. Seine Stärken waren sein fachwissenschaftliches Biologiestudium, seine praktische Erfahrung als Biologielehrer und seine Sprachkenntnisse. 

Saffawi: Die Zusammenarbeit zwischen mir und Herrn Fiebelkorn hat sehr gut funktioniert. Er hatte die Idee für den „Fachwortschatz Biologie“ und hat mich bei der Erstellung sehr unterstützt. Außerdem hat mir die gesamte Abteilung Biologiedidaktik – neben der Erstellung des Fachwortschatzes – auch bei vielen anderen Sachen sehr geholfen, z. B. bei der Suche nach Sprach- und Sportkursen, bei Verwaltungsangelegenheiten oder bei der Jobsuche im Raum Osnabrück.

UB: Jede Veröffentlichung hat Ihre eigene Entstehungsgeschichte. Was war das Schlüsselmoment für die Produktidee?

Fiebelkorn: Wir wollten Herrn Saffawi eine sinnvolle Aufgabe für sein Praktikum bei uns in der Abteilung Biologiedidaktik geben. Am Anfang haben wir gedacht, dass es aufgrund seines Sprachniveaus im Deutschen vielleicht Probleme geben könnte. Dann haben wir aus der „Not eine Tugend“ gemacht! Herr Saffawi spricht – neben deutsch – fließend arabisch und sehr gut englisch. Aufgrund seiner eigenen Spracherfahrungen und der Tatsache, dass viele Flüchtlinge zu Beginn sprachliche „Startschwierigkeiten“ mit der deutschen Sprache haben, kam uns sofort die Idee, dass wir anderen Flüchtlingen genau in diesem Bereich helfen wollen.

Saffawi: Viele Leute kennen die Schwierigkeiten, wenn man versucht, eine neue Sprache zu lernen. Bei meiner Ankunft in Deutschland habe ich es ja selbst am eigenen Leib erfahren. Für mich war es sehr schwierig, die deutsche Sprache zu lernen. Herr Fiebelkorn wollte mir während meines Praktikums helfen, die biologischen Fachbegriffe zu lernen. So entstand die Idee, ein dreisprachiges Glossar biologischer Fachbegriffe in deutsch, arabisch und englisch zu verfassen. Ursprünglich war es eigentlich nur dazu angedacht, mir meinen eigenen beruflichen Einstieg als Biologe oder Biologielehrer in Deutschland zu erleichtern. Doch dann war ziemlich schnell klar: Wir müssen das Glossar auch den Schulen und Flüchtlingen in und um Osnabrück zugänglich machen. Also haben wir dieses erste Glossar quasi als „Probeversion“ an die Schulen gesandt.

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UB: Was wollen Sie mit dem „Fachwortschatz Biologie“ für das Biologielernen erreichen?

Fiebelkorn: Das Fach Biologie zeichnet sich durch eine große Anzahl von Fachbegriffen aus und gerade sprachschwachen Schülerinnen und Schülern fällt das Lernen dieser Begriffe oft nicht leicht. Mit dem Fachwortschatz wollen wir diese Schülerinnen und Schüler unterstützen und gleichzeitig den Lehrerinnen und Lehrern die Arbeit im deutschsprachigen Biologieunterricht erleichtern. Durch die Übersetzung ins Englische als „Universalsprache“
wollen wir den Fachwortschatz auch für den bilingualen Unterricht mit Englisch als Unterrichtssprache nutzbar machen. Zudem fällt vielen Flüchtlingen die
englische Sprache deutlich leichter als die deutsche.

Saffawi: Ich weiß aus eigener Erfahrung sehr gut, wo die Schwierigkeiten beim Verständnis der deutschen Fachbegriffe für Flüchtlinge liegen. Alleine dadurch, dass wir von rechts nach links lesen und andere Schriftzeichen benutzen, unterscheidet sich die arabische Sprache sehr vom Deutschen. Zudem folgt die arabische Sprache oft einer anderen Sprachlogik als im Deutschen. Durch viele Gespräche und Diskussionen über bestimmte Begriffe und Ausdrücke im Fachwortschatz konnten hoffentlich viele Unklarheiten ausgeräumt werden.

UB: Wie Sie bereits gesagt haben, lernen Schülerinnen und Schüler im Biologieunterricht viele verschiedene Fachbegriffe kennen. Wie sind Sie bei der Auswahl und Aufbereitung der Fachbegriffe vorgegangen?

Fiebelkorn: Die Auswahl der Begriffe richtete sich im Wesentlichen nach den Glossareinträgen in gängigen Biologie-Schulbüchern. Wir haben zunächst alle Glossareinträge der in Niedersachsen genutzten Biologie-Schulbücher für die Jahrgangsstufen 5–10 als Grundlage genommen. Doppelte Begriffe wurde verworfen, manche Begriffe ergänzt und einige Begriffe sprachlich angepasst, so dass wir am Ende eine Liste der wichtigsten Fachbegriffe für den
Biologieunterricht hatten. Dann haben wir alle Begriffe ins Arabische und Englische übersetzt. Das fertige Dokument haben wir im „Eigenverlag“ gedruckt und an verschiedene Osnabrücker Schulen gesandt. Von vielen Schulen haben wir für diese erste Version des Fachwortschatzes ein gutes Feedback, aber auch viele Verbesserungsvorschläge erhalten. Erst im Anschluss haben wir dann versucht sprachlich verständliche Fachwortschatzeinträge zu formulieren. Die Einträge sollten dabei möglichst einfach sein.

Saffawi: Für mich war es nicht einfach, die Bedeutung mancher deutscher Begriffe zu verstehen und zu lernen, aber mit der Zeit und durch die Übersetzungsarbeit bekam ich einen guten Einblick und ein besseres Gefühl für die deutschen Fachbegriffe in der Biologie. Durch die Gespräche
und Diskussionen über viele Einträge im Fachwortschatz wurden auch die Formulierungen so verfasst, dass sie auch für Flüchtlinge und Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund möglichst einfach und verständlich sind.

UB: Den „Fachwortschatz Biologie“ haben Sie bereits im Biologieunterricht verschiedener Schulen im Osnabrücker Raum eingesetzt. Was zeigen Ihre praktischen Erfahrungen?

Fiebelkorn: Zunächst haben wir die oben schon beschriebene Vorabversion des Fachwortschatzes ohne Begriffserklärungen und ohne DFU- Schreibweise (DFU = Deutschsprachiger Fachunterricht) im Einsatz gehabt. Das Interesse an dem Fachwortschatz und das positive Feedback war damals schon sehr gut. Durch Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge vieler engagierter Lehrerinnen und Lehrer wurde der Fachwortschatz wesentlich verbessert. So wurden in der jetzt veröffentlichten Version des Fachwortschatzes alle Fachbegriffe um kurze, prägnante Erklärungen ergänzt. Zudem wurde die DFU-Schreibweise als zusätzliche Hilfe eingefügt. Die Artikel und die Pluralendungen der Fachbegriffe können so auf einen Blick erkannt werden. Durch die Beschreibungen der Fachbegriffe kann der Fachwortschatz, über seine Funktion als reines Nachschlagewerk hinaus, auf vielfältige Weise im Unterricht eingebunden werden. Auch in Zusammenarbeit mit der Redaktion von „Unterricht Biologie“ und „Biologie 5–10“ sowie weiteren Kolleginnen und Kollegen aus der Biologiedidaktik wurden die Einträge in allen drei Sprachen immer weiter verbessert. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Saffawi: Gerne hätte ich meine praktischen Erfahrungen als Biologielehrer an Osnabrücker Schulen eingebracht, um mit arabischsprachigen Flüchtlinge und dem Fachwortschatz zusammen zu arbeiten. Leider muss ich in den nächsten Tagen zurück in den Irak. 

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